Best of… April 2007

Der April macht, was er will – oh, ja, diesem Leitspruch ist uns dieser Monat tatsächlich absolut gerecht geworden. Mit WrestleMania und jüngst Backlash präsentierte uns WWE gleich zwei Pay-Per-Views in den vergangenen vier Wochen und löste zumindest was diese Shows anging mal flux den Rostersplit auf. Was dabei heraus kam war ein Event, an dem ausschließlich Titelkämpfe stattfanden und die Midcard größtenteils zum Zusehen verdammt war. Fluch oder Segen? Eine Wrestling-Show nur aus Main Eventern bestehend, ob nun Fluch oder Segen, ich weiß es nicht – zumindest mutig ist es. Mut – das war die wohl vorherrschende Tugend im Booking-Team von World Wrestling Entertainment. Lange müsste man in der Geschichte zurückschauen, bis man einen Monat findet, in dem derart viele kleine und auch größere Schockmomente aufgefahren wurden. Den größten Face des ECW-Rosters Heel zu turnen, dafür braucht man Eier. Umaga durch einen Nobody besiegen zu lassen, dass erwartet Cojones. Vince McMahon zum ECW Champion zu kühren, dass erfordert mächtig dicke Grapefruits. Ja, und Randy Orton endlich für seine Reihe an Missetaten vor die Tür zu setzen, dass geht nur mit Mords-Melonen. Okay – so viel Mut hatte man dann doch nicht, aber zumindest sehr viel mehr als sonst. Und damit herzlich Willkommen zum Best of des Monats April 2007!

Beste Storylines und Fehden
1. Umaga & McMahons vs. Bobby Lashley
2. CM Punk & the New Breed
3. WWE Title

Die WrestleMania-Fehde zwischen Umaga und Lashley ertrank in dem Kuddelmuddel um Vince McMahon, Donald Trump und die unmöglichen Frisuren der beiden. Am Ende stand ein nettes, scharf überbooktes Finale, das zwar zu unterhalten wusste, die eigentlichen Protagonisten aber zu Beiwerk degradierte. Ob das nun Umaga und Lashley oder Booker und Sabu oder der Brooklyn Brawler und Barry Horowitz waren – spielte eigentlich keine Rolle. Hauptsache ein Millardär wird geschoren, „The Condemned“ wird gehypt und Steve Austin verpasst ausnahmslos jedem einen Stone Cold Stunner, um sich im Anschluss zu betrinken.
Am Ende waren es aber nun mal nicht Horowitz und der Brawler oder Sabu und King Booker. Es waren der Samoan Bulldozer, amtierender Intercontinental Champion und fein aufgebauter Monsterheel des RAW-Rosters und Bobby Lashley, aufstrebender Träger der ECW und deren aktueller World Champion. Sprich: Zwei Männer auf dem Zenit ihrer bisherigen Karrieren. Ja, und man tat das richtige und setzte die Fehde fort – und dieses Mal, Gott sei’s gedankt, auf den beiden Wrestlern basierend. Die Einbeziehung der McMahon’s empfand ich überraschender Weise überhaupt nicht als störend, weil sie eigentlich nichts anderes machten, als das Geschehene plausibel fortzuführen. In Italien erreichte die Storyline mit dem Titelgewinn Santino Marella’s einen neuerlichen Höhepunkt. Ein Schockmoment – mutiges Booking und auch für Nicht-Italiener ein Augenblick, der ein wenig Gänsehaut wert war. Von welcher Dauer das sein wird, sei mal dahingestellt – wenn es dem IC Title vermutlich auch schadet, war es aus Sicht der Umaga-Lashley-Fehde ein absolutes Highlight. Den krönenden Abschluss lieferte man dann bei Backlash, als man Vince McMahon zum ECW Champion krönte. Eine Entscheidung, die sicherlich noch viel diskutiert werden wird – mir aber irgendwie besser gefällt, als das was alle erwartet hätten – das Standard-Ende eines Handicap Titelkampfes, bei dem sich das Team in die Wolle bekommt, was der Champ dann zum Sieg ausnutzt. Schließlich ist Lashley besiegt, Vince ist der Champion und Umaga wurde weiterhin konsequent stark dargestellt – trotz WM-Niederlage und Titelverlust. Old School at it’s best und das, wie ich finde, unterhaltsamste der letzten 4 Wochen.

Und es geht weiter mit der ECW – ein Umstand, der vor einigen Monaten noch undenkbar gewesen wäre. Zwar gab es eigentlich nur ungefähr zwei Geschichten im extremen Brand, aber die waren endlich mal erstaunlich gut. Schon vor WrestleMania, als die eigentliche Fehde unter dem Banner „New Breed vs. ECW Originals“ stand, faszinierte mich die Einbeziehung von CM Punk viel mehr als es der eigentliche Bandenkrieg tat. Die 4-gegen-4-Konstellation wirkte so unheimlich konstruiert und band 8 Männer in eine Geschichte, mit denen man gut und gerne drei bis vier herausragende Geschichten im Singles-Bereich hätte erzählen können. CM Punk allerdings lief die ganze Zeit etwas nebenher. Er war ein junger aufstrebender Star, den das Publikum liebte. Storylines hatte er aber noch keine. Zu den Originals konnte man ihn  auch nicht stecken, da er schließlich keines war – und die New Breed waren nun mal Bösewichte. Also stellte man Punk als „Free Agent“ zwischen den Stables dar, der sich entscheiden musste. Und er entschied sich – für den Heelturn und den damit verbundenen Beitritt zur New Breed. Ein weiterer Schockmoment in diesem Monat. Einmal mehr überraschte mich das Booking-Team, indem man auch hier keine Ideal-Standard-Lösung aus dem Storyline-Kochbuch hervorzauberte, sondern Punk trotz des Turns immer noch sehr zweifelnd darstellte. Cor Von, Thorn und Striker akzeptierten Punk sofort und nahmen dankend Ratschläge von ihm an – nur Elijah Burke schien auf einmal gar nicht mehr so begeistert von seinem neuen Kollegen zu sein. Den bisherigen Höhepunkt erreichte man bei der letzten ECW Show, als Punk eindeutig gegen Burke turnte. Die Frage ist nur: Turnte Punk damit gegen die New Breed oder turnte die New Breed damit gegen Burke? Eins steht jedenfalls fest: Diese Storyline macht ECW on SciFi wieder sehenswert und ich freue mich schon auf die nächste Ausgabe.

John Cena ist wie einer von diesen Duracell-Hasen. Während die unaufhörlich in die Becken schlagen, siegt Cena und siegt und siegt und siegt. Es nimmt kein Ende. Einzig und allein Männer mit Koffern und einem Blatt Papier darin können den WWE-Champion stoppen – vermutlich eine tief eingebrannte Phobie des Champs aus seiner Kindheit. So kam es, dass er den Heartbreak Kid im Main Event von WrestleMania bezwang, wie er aus auch in den Vorjahren schon mit Triple H und JBL getan hatte. Erfreulicher Weise wählte man nach der größten Show des Jahres aber den ansprechendsten der drei möglichen Varianten zur Weiterführung der Geschichte. Variante 1 wäre gewesen, die Geschichte zu beenden und neue Gegner für HBK und Cena zu suchen. Blöd und unfair Michaels gegenüber. Variante 2 wäre eine nahtlose Weiterführung der Story mit abschließendem Re-Match bei Backlash gewesen. Langweilig, außerdem ist man auf die Idee schon bei Smackdown gekommen. Variante 3 war dann eine Erweiterung der Story, in der neue Herausforderer hinzu kamen und sich Michaels obendrein den Spot gegen den Champion erneut verdienen musste. Es entstand eine Viererkonstellation, in der nichts wirklich gesetzt war. Jeder gegen Jeden, keine Verbrüderungen. Alles war möglich, jedem der Teilnehmer hätte ich den Titelgewinn am Ende zugetraut. Cena ist immer für Titelverteidigungen gut und die Duracell-Batterie zeigt noch keinerlei Schwächeerscheinungen. Michaels hatte man spätestens nach dem Marathon-Re-Match bei RAW wieder ganz oben auf der Liste. Orton’s Publicity hätte man wunderbar für einen Titelrun nutzen können und Edge ist jederzeit in der Lage, Championship Gold erstklassig zu verkaufen. So ein Viereck ist Gold wert, denn niemand weiß was kommt und das erzeugt diese ungeheure Stimmung, die es heute nur noch so verdammt selten gibt. Aber diese Fehde hatte sie. Wunderbar.

Schlechteste Storylines und Fehden
1. London & Kendrick vs. Deuce & Domino
2. Kane vs. Great Khali
3. MVP vs. Chris Benoit

In der Regel ist alles, was irgendwie mit Brian Kendrick und Paul London zu tun hat ein Genuss für alle Sinne. Dieses Mal leider nicht. Und ich betone mit sehr viel Bedacht, dass ich hier in keinster Weise die entstandenen Matches und die damit verbundenen Leistungen aller vier Beteiligter kritisiere – sondern einzig und allein die dumpfe Storyline, die letztlich zum Ende der fast einjährigen Titelregentschaft von Brian Kendrick und Paul London geführt hat. Man hatte bei Smackdown im vergangenen Jahr damit begonnen, seine Titel wieder aufzuwerten, in dem man die Champions (bis auf Rey Mysterio) stark darstellte und sie die Gürtel über lange Zeit halten durften. Schon bei No Way Out zerstörte man sein erstes Werk, indem man Gregory Helms so unspektakulär wie nur irgend möglich und frei jeglicher umrandender Story seinen Cruiserweight Title an Chavo Guerrero verlieren ließ. Wenigstens bot man ihm einen Pay-Per-View als Plattform. Nicht so bei den Tag Team Champions. Zunächst debütierten Deuce und Domino bei Smackdown und wurden ohne große Umwege ins Titelrennen gegen die Hooligans gepusht. Das war ja mittlerweile bei WWE so üblich. Das sehr frühe PPV-Titelmatch verloren die Buddies und verschwanden unerklärt von der Bildfläche. Wenige Wochen später tauchten sie einfach wieder auf, bezwangen die Champs in einem Non-Title-Match und gewannen schließlich auch den Rückkampf um die Gürtel. Eine wirkliche Rivalität zwischen den Teams hat man nicht aufgebaut. Einen Push haben die neuen Champs auch nie wirklich erhalten, da sie außer gegen die Champs kaum gegen andere Gegner antraten. Das war das Ende der großartigen Titelregentschaft von London und Kendrick – bei einer wöchentlichen Smackdown-Show, zwei Wochen vor einem PPV, bei dem nur sechs Kämpfe auf dem Programm standen.

Vielleicht braucht es auch einfach nur jemanden, der mir mal in Ruhe erklärt, was das zwischen Kane und dem Great Khali eigentlich war. Doof war’s, das hab ich auch gemerkt, aber ich meine den  Sinn, die Intention und der damit verbundene Zweck der Geschichte… Khali will Kane, zumindest hat JR ihm das in den Mund gelegt. Bei WrestleMania kommt dann der Kampf – das angedeutete Einbeziehen der May-19th-Kette stellte sich im bloßen An-die-Seile-hängen dar, einzig nennenswerte Aktion des Kampfes war ein Bodyslam. Der Rest ist Geschichte. Zum Glück. In Wirklichkeit hab ich aber auch gar nicht mit etwas Großartigem gerechnet, war bei WrestleMania also nicht wirklich enttäuscht vom Aufeinandertreffen der beiden Hünen. Schließlich würde es vermutlich der Anfang von etwas Großem sein, was sicherlich spektakulär weitergeführt und enden würde – z.B. im Punjabi Prison II, dieses Mal wirklich mich Khali. Was dann jedoch wirklich geschah war… Nichts. Genau. Nichts. Khali zerstörte weiter RAW-Superstars mit der Handkante des Grauens und Kane wütete über Smackdown. Khali gegen Carlito, Kane gegen die Blue Bloods. Null Weiterführung der WrestleMania-Geschichte. Ich greife daher nochmal die obenstehende Frage auf: Was sollte das dann? Khali hat dadurch keinen Nutzen, Kane hat dadurch keinen Nutzen, das Publikum hatte definitiv mal überhaupt keinen Nutzen davon und alle WWE Wrestler, die bei WrestleMania zum Zusehen verdammt waren, hatten sowas von in keinster Weise Nutzen davon. Naja, wie gesagt, vielleicht braucht es auch einfach nur jemanden, der mir mal in Ruhe erklärt, was das zwischen Kane und dem Great Khali eigentlich war.

Und es geht weiter mit einer WrestleMania-Storyline. Montel Vontavious Porter traf bei der größten Show im Wrestling auf den United States Champion Chris Benoit und unterlag ihm nach dem Diving Headbutt. Das war witzig. Zumindest hat man sich im Booking-Team ans Herz gefasst und die beiden auch nach WrestleMania gegeneinander fehden lassen. MVP fand Benoit immer noch langweilig und bezwang auf der Europatour groooße Champions der jeweiligen Nationen. Ich würde die Storyline gerne ausführlicher erzählen, aber,… das war’s schon. Da gab’s nicht mehr. So sah die „sinnvolle“ Weiterentwicklung der US-Title-Fehde in den vier Wochen nach WrestleMania aus. Da schüttelt’s mich. Naja, aber es sollte ja für einen guten Zweck sein, schließlich wollte man MVP durch diese Fehde pushen und letztlich mit dem US Title auf eine höhere Stufe heben. Jetzt hat Benoit blöder Weise aber gewonnen. Also nicht nur bei WrestleMania, sondern auch bei Backlash. Da frag ich mich doch: wozu die Mühe? Wozu der schwachsinnige Aufbau? Wozu lässt man Benoit in einer Storyline verfaulen, die langweiliger nicht sein könnte, während sich das halbe Roster die Shows auf dem Fernseher ansehen muss? Wenigstens gab’s ein paar „Power Ranger“-Chants bei Backlash…

Von Smackdown war ich echt enttäuscht in den letzten Wochen. Batista und der Undertaker fehdeten nur halbherzig miteinander und schlugen sich lieber mit Finlay und Kennedy herum. Helms und Chavo teamten, warum weiß nur – keine Ahnung, wahrscheinlich niemand… ECW zieht mich endlich wieder mehr in seinen Bann und bekommt daher die Silbermedaille. Die Pole geht an RAW, wobei die Show viel davon profitierte, dass man die ECW-Titelfehde hauptsächlich dort abhielt.

Beste Gimmicks
1. C.M. Punk
2. Bobby Lashley
3. Santino Marella

Genau im richtigen Moment, nämlich als es gerade ruhiger um ihn zu werden schien, verpasste man CM Punk im extremen Brand eine neue dringend überfällige Facette. Die Reaktionen wurden etwas leiser und dem musste man entgegensteuern, um das aufgehäufte Potential nicht zu verlieren. Mit dem Turn zur New Breed turnte man Punk zum Heel, ohne in wirklich zum Heel zu turnen. Er attackierte nicht einmal einen Face und störte Elijah Burke’s Führungsposition innerhalb des Stables – großartig umgesetzt durch Punk und auch Burke. Dann kam das Elimination Match der New Breed und der Originals. Erstmals legte Punk Hand gegen einen Face an – nur um sein Team einige Momente später den Sieg zu kosten und anschließend offiziell gegen Elijah Burke zu turnen. Obwohl er kaum Fläche bekam, um seine herausragenden Mic-Skills zu präsentieren, zog er die Fans allein durch seine Mimik und Gestik in den Bann der Geschichte und hat sich somit schleichend zum Status des Top-Stars des ECW Rosters zurückgearbeitet. Nur wenige Sekunden nachdem Punk RVD attackierte tönen schon wieder „CM Punk“-Chants durch die Halle und nicht zuletzt wegen der Weiterentwicklung seines Charakters bin ich absolut heiß auf die nächste ECW Show.

Und auch der Champ wird besser und besser. Lashleys Titelgewinn fand wohl anfangs jeder, ich sag mal, „gewöhnungsbedürftig“. Er kam zu einer Zeit, in der die Erinnerung an eine alte ECW immer noch stärker war, als die Bereitschaft loszulassen und etwas Neues zuzulassen. Bobby Lashley war das so ziemlich Unextremste, was hätte kommen können. Über die Monate baute man Lashley jedoch konsequent auf und verwickelte ihn gar in eine der mächtigsten Storylines bei der hiesigen WrestleMania. Blöd für Bob Holly, gut für Bobby Lashley. Heute ist das Unmögliche möglich geworden und Lashley erntet echte Pops vom Publikum, ist als Leitwolf etabliert und akzeptiert. Spannend wird es zu beobachten, wie es um ihn und den Gürtel weitergeht, jetzt wo er ihn an den Chairman verloren hat. Bobby ist nun aber auf jeden Fall an einem Punkt angelangt, an dem man ihn aufs ECW Roster loslassen kann und ihn seinen Gürtel dort in ECW-eigenen Fehden verteidigen lässt. Hoffen wir, dass der Gürtel schnellstens wieder um seine Hüften geschnallt ist – in meinen Augen ist Lashley heute die erste Wahl dafür.

Natürlich ist es gewagt, jemanden in der „Beste Gimmicks“-Rubrik zu nennen, der mal gerade eine Handvoll Fernsehauftritte hinter sich hat und dabei auch noch alles andere als schillernd rüberkam. Dennoch fand ich es einfach großartig, wie man Marella am Abend seines Titelgewinns dargestellt hat und bin mir sicher, dass man nichts Vergleichbares mit einem anderen Star aus dem RAW-Roster hätte auf die Beine stellen können. Santino spielte den Fan und tat das bis kurz vor Beginn des Kampfes wirklich überzeugend. Hätte ich nicht von der Geschichte gewusst, hätte ich es ihm wahrscheinlich abgekauft. Nun ist er als absoluter Newcomer also gleich Intercontinental Champion und muss sich fernab von Italien beweisen. In Amerika wird er nicht bechantet, nur weil er italienisch kann – hier muss er sich seinen Status noch verdienen und das ist in der Rolle des einfachen Face bekanntlich keine der einfachsten Aufgaben. Besonders im Bezug auf den Intercontinental Title sind da schon ganz andere Größen dran zerbrochen. Ich drücke Marella die Daumen.

Schlechteste Gimmick
1. Batista
2. Eugene
3. Gregory Helms & Chavo Guerrero

Batista’s Zeit auf dem Smackdown-Thron ist abgelaufen. Schuld daran ist Vieles, hauptverantwortlich meiner Meinung nach die unklare Gesinnung. Bei No Way Out ließ man Batista gegen den Undertaker turnen, machte in den Folgewochen aber klar, dass er alles andere als ein Heel sein soll. Gegen den Undertaker ist so etwas sehr schwer. Das Publikum weiß nicht wirklich, wie es auf the Animal reagieren soll. Sollen sie ihn bejubeln? Nö, dazu ist er zu farblos und außerdem bejubeln wir lieber den Undertaker. Sollen sie ihn ausbuhen? Och nö, dafür ist er nicht böse genug. Batista braucht klare Verhältnisse für seinen Charakter und diese schreien danach, klarer Heel zu sein. Sein Face-Run ist vorbei und nur als Monsterheel kann sein Charakter in meinen Augen noch gerettet werden, denn für einen Tweener ist Batista charismatechnisch einfach nicht stark genug.

Als Vince McMahon Eugene den Kopf rasierte, sah ich das Ende des Dämlack-Gimmicks und freute mich ungemein darüber. Aber wieder bin ich reingefallen. Man rasiert Eugene eine Glatze und lässt ihn weiter auftreten wie bisher – ich kann es nicht nachvollziehen. Der Bart und die langen Haare waren die einzige Fahrkarte für Dinsmore, irgendwann vielleicht mal aus dem Eugene-Charakter herauszukommen, aber eben diese hat man ihm nun auch noch genommen. Und das an einem Punkt, an dem die Weiterführung des Gimmicks so viel Sinn macht wie ein Fallschirm auf nem Schiff. Eugene ist ungefähr drei Jahre über den Punkt hinaus, an dem er witzig war und da er heute eh nur noch verjobbt wird, ist es nicht nachvollziehbar, weshalb man an ihm festhält. In meinen Augen wäre das Rasieren des Kopfes der perfekte Zeitpunkt gewesen, Eugene zu begraben. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit hätte man Dinsmore den Bart rasieren, ein neues Outfit und neues Gimmick verpasst und ihm bei ECW oder Smackdown den Push zugestanden, der er sich durch seine Ausdauer als Pausenclown redlich verdient hätte.

Ich habe es weiter oben schon erwähnt: Der Titelverlust von Gregory Helms war Käse. Es gab keinerlei Begründung für Chavos Sieg und den ist man uns auch bis heute noch schuldig geblieben. Da war Helms ein Jahr lang Cruiserweight Champion, verbissen und stark. Dann verliert er den Gürtel und hat nichts Besseres zu tun, als sich dem neuen Champ anzuschließen und ein erfolglosen Tag Team mit ihm zu bilden. 12 Monate Charakteraufbau für die Tonne, Gleiches gilt für Chavo Guerrero. Fällt den Bookern tatsächlich nichts mehr zu Chavo ein, was nicht irgendwie mit Eddie’s Tod zu tun hat? Vor dessen Ableben hatte Chavo doch auch andere Gegner als Benoit oder Mysterio… zur Not macht ihr ihn halt wieder zu Kerwin White, was weiß ich!? Durch das dämliche Tag Team aus den beiden bindet man jedenfalls zwei absolute Talente, tritt ihren schönen Aufbau mit Füßen und entwertet den Cruiserweight Title mit jeder Woche, in der man ihn missachtet und dem Team unterordnet. Es gibt nur einen Mann, der etwas dagegen unternehmen kann – Jimmy Wang Yang. Yee Hah!

Burke, Punk und Lashley rocken. Auch die Originals mag ich, genau wie Striker und Cor Von. Allerdings ist Snitzky eine Plage und alle anderen ECWler nur noch Jobber, weshalb ECW hier wieder nur den zweiten Platz zugesprochen bekommt. RAW erhält die Pole für Umaga, den angedeuteten Turn von Carlito und die großartigen Lance Cade und Trevor Murdoch.

Wrestler des Monats
1. The Undertaker
2. Bobby Lashley
3. Shawn Michaels

Anfang des Monats machte sich der Undertaker einen weiteren Eintrag in sein persönliches Geschichtsbuch. 15 zu 0. Erneut das große Gold um die Hüften und bei WrestleMania die Show gestohlen. Es ist toll mit anzusehen, wie der Taker seinen zweiten (oder dritten?) Frühling erlebt und nach seinem großartigen Sieg über Batista gab es wohl niemanden mehr, der nicht vom Undertaker sprach. Ohne viele Worte setzt er seinen Pfad der Zerstörung fort und trägt den Gürtel mit einer unglaublichen Würde. Ich hätte mir eine schöner gebookte Fehde für ihn in den letzten vier Wochen gewünscht, aber alles was an der Geschichte letzten Endes dann doch sehenswert war, hatte mit dem Undertaker und nur mit ihm zu tun. Das Ende beim Backlash-Event lässt eine Fortführung der Taker-Batista-Fehde erahnen, die vermutlich in einem Hell in a Cell Match enden wird. Die Frage ist nur, wer dann der nächste Gegner für den Deadman sein kann? Ich habe Angst davor, dass es Mark Henry sein könnte und bete dafür, dass man vielleicht eigens Chris Benoit für ein Programm mit dem Undertaker Heel turnt. Was immer auch kommen wird – der Undertaker wird es zu ganz großem Kino verwandeln.

Niemals hätte ich Bobby Lashley heute in einer solchen Position erwartet. Okay, der Gürtel ist erstmal futsch, aber es ist unbestritten, dass die vergangenen Wochen einzig und allein ihm gehörten. Bobby wird von Auftritt zu Auftritt selbstbewusster, was auch das Publikum merkt und in bei jedem Mal mehr anfeuert. Mit Umaga und Vince McMahon standen ihm die wohl stärksten Heels gegenüber, die WWE zurzeit zu bieten hatte, was seinen Charakter dermaßen in die Höhe gerissen hat, wie es wohl in keiner anderen Fehde möglich gewesen wäre. Eigentlich bin ich dagegen, dass der ECW Champ ständig aus allem herausgehalten wird, was ECW eigentlich ist. In diesem Fall hat man dadurch aber einen Star aufgebaut, der noch viel von sich Hören machen lässt und nun auch endlich dazu in der Lage ist, einen ganzen Brand zu tragen. Ob er sich den Gürtel nun zurückholt, oder als Herausforderer nach ihm jagen wird – ich freue mich auf die Zukunft von Bobby Lashley.

Der Heartbreak Kid hat wieder WrestleMania geheadlined und das ist verdammt nochmal gut so. Die One-Man-dX hat zwar an diesem Abend nicht die Show gestohlen, wie man es eigentlich von ihm gewohnt ist, aber er hat zumindest einen würdigen Main Event abgeliefert. Auch in den Folgewochen war eines weiterhin eindeutig: Shawn hat derzeit nur ein Ziel und das ist sein fünfter Titelgewinn. Seit Triple H’s Verletzungspause presst sich HBK immer weiter in die Rolle des unbestrittenen RAW Faces und bleibt mit Aktionen wie dem Eliminieren Cena’s aus der Tag Team Battle Royal seinem dX-Status weiterhin treu. Leider hat man ihn schleichend wieder zum Sexy Boy umgekrempelt, was ihm meiner Meinung nach schon bald schaden wird – dass er seinen Platz im Main Event verdient hat er aber spätestens bei der Londoner RAW Ausgabe und dem Backlash-Main-Event bewiesen.

Und doch ist das ECW Roster immer noch klar das Schwächste. Zwar wachsen mit Marcus Cor Von, Elijah Burke und CM Punk große neue Stars heran, aber die gesamte Stärke des Rosters ist einfach zu unbeständig. Die ohne Zweifel vorhandenen Stars bei Smackdown wirken in den letzten Wochen viel zu unkoordiniert, was sie auf den zweiten Platz hinter RAW katapultiert.

Matches und PPV-Top’s
1. The Hardyz vs. Lance Cade & Trevor Murdoch /Backlash
2. John Cena vs. Shawn Michaels /RAW
3. Undertaker vs. Batista /WrestleMania 23

Erst grübelte ich, ob es die richtige Entscheidung war, den Hardys die Tag Team Gürtel zurückzugeben, aber spätestens seit Backlash bin ich überzeugt. Mit Cade und Murdoch bot man ihnen außerdem die perfekten Gegner. Vier hervorragende Athleten, gut 15 Minuten Matchzeit und ein spannend erzählter roter Faden machten das Titelmatch bei Backlash zum absoluten Showstealer, der aber leider durch seine Position als Opener etwas im Gesamten verpuffte. Insgesamt bewiesen die beiden Teams, dass die Tag Team Division lebt und das hat man besonders in letzter Zeit sehr häufig getan. WWE kann großartige Tag Team Matches auf die Beine stellen – würden sie es doch nur einsehen und mit noch mehr Liebe und Konstanz machen.

Es hätte der Showstealer bei WrestleMania werden können, aber dort war es „nur“ ein würdiger Main Event. Dass man aber auch anders kann, bewiesen Shawn Michaels und John  Cena bei der RAW Ausgabe in London, als man ihnen fast 60 Minuten Zeit gab, das Publikum zu unterhalten. Alle Kritiker, die Cena ein solches Match niemals zugetraut hätten, wurden an diesem Abend Lügen gestraft. Eine tolle Show und ein großartiger zehnminütiger Showdown zum Ende des Kampfes machten das Match zu einem Klassiker und ich hätte niemals erwartet, so etwas bei einer „normalen“ wöchentlichen Show zu sehen. Und dann auch noch von Cena…

Wie gesagt, HBK-vs-Cena war okay, aber lange nicht das beste Match des Abends bei WrestleMania 23. Unverständlich daher die Entscheidung, Batista’s Titelverteidigung gegen den Undertaker in die Mitte der Show zu packen. Der Undertaker holte mal wieder alles Erdenkliche aus sich und seinem Gegner heraus und machte den Kampf nicht zuletzt wegen seiner Siegesfeier am Ende zu etwas Unvergesslichem. Am Ende der Show hätte dieser Moment sicherlich noch mehr zu Gänsehaut geführt und die Show mit einem wahrlichen WrestleMania-Moment beendet. Aber es hat nicht sollen sein, trotzdem ganz großes Tennis und mein persönliches Highlight des diesjährigen Spektakels.

Allein dafür möchte ich Smackdown 2 Punkte geben, dazu kommt natürlich doch die intensive Neuauflage bei Backlash mit dem furiosen Finale. Raw bekommt einen Punkt und ECW die Chance sich zu beweisen.

Das Überflüssigste zum Schluss
1. Die Midcard
2. Randy Orton
3. Snitsky

Wir haben mit Backlash einen Pay-Per-View gesehen, der ausschließlich aus Titelkämpfen bestand. Die Tag Titles und der US-Title bildeten dabei die einzigen Repräsentanten der Midcard und ich muss ganz ehrlich sagen: Da fehlt was. Eine Show kann nicht nur aus Main Events bestehen und anstatt eines Titelkampfes hätte ich dann doch lieber Flair-vs-Carlito, Kane-vs-Bluebloods oder Punk-vs-Burke gesehen. Ein PPV lebt von einem starken Main Event, einer guten Upper Card und einer soliden Midcard. Ich hoffe, die WWE lernt das irgendwann.

Wo wir gerade bei „lernen“ sind: Randy Orton und das WWE Office – auch zwei Parteien, die echt was lernen müssten. Ich rufe hier nicht zur Entlassung Ortons auf, aber eine einzelne No-Show ist nichts, weswegen ich meine Einstellung verändern würde – besonders wenn ich eine Woche später schon wieder einen Pay-Per-View headlinen darf. Wenigstens hat man Orton über Cenas herausragende Promo für wenige Minuten der Lächerlichkeit preisgegeben. “Your eyes are telling a different story.” Göttlich.

Snitsky. Boah, der nervt, sag ich Euch. Ich weiß gar nicht, wie ich das noch weiter ausführen soll, denn das trifft’s echt am besten. Anfangs, bei seinem ersten RAW-Run, fand ich Snitsky ja noch ziemlich kultig, aber dieses glattgeschorene untalentierte Monster, was wir heute bei ECW vorgesetzt bekommen ist grausam wie die Nacht. Boah, nervt der.

Unterm Strich
1. RAW (7 Punkte)
2. Smackdown (4 Punkte)
3. ECW (2 Punkte)

Es ist mächtig viel passiert im April. Die Hardys wurden Tag Team Champions, der Undertaker World Heavyweight Champion. Santino Marella nahm Umaga den Intercontinental Championship ab und Vince McMahon errang den ECW World Title von Bobby Lashley. CM Punk turnte zur New Breed und gegen Elijah Burke, Shawn Michaels kickt John Cena auf Randy Orton und beschert ihm dadurch seine Titelverteidigung. Ach ja, und Vince McMahon trägt Glatze. Der April macht, was er will.

Nach Showpunkten geht der April an RAW.

Backlash hat viele Fragen für den Mai gestellt und wenige beantwortet. Wie wird ein eindeutiger Sieger in der World Title Fehde ermittelt? Wie schlägt sich Marella in den ersten Wochen auf amerikanischem Boden? Wie geht’s weiter mit Punk und der New Breed und wer beerbt Vince McMahon wohl als ECW World Champ? Ich denke, dass wir einigen Antworten auf viele der Fragen schon bei Judgment Day etwas näher kommen werden und dabei wünsch ich Euch wie auch mir selber natürlich eine Menge Spaß. Einen sonnigen Mai und wie immer natürlich eine gute Zeit.
Bis denn,

Ben